Die Fachkraft als sicherer Hafen – Bindungsorientierung in der Traumapädagogik
Der überwiegende Teil traumatisierter Menschen kommt in sozialpädagogische Helfernetzwerke mit schweren Bindungsverletzungen und Beziehungstraumata, „weil durch die traumatische Erfahrung das innere Arbeitsmodell von Bindung total erschüttert, fragmentiert, desorganisiert oder sogar zerstört ist.“ (Brisch 2009)
Kinder sind auf Erwachsene angewiesen, die ihre Bedürfnisse nach Sicherheit, Unterstützung, Nahrung, Selbstregulierung und Beruhigung erkennen und ihnen nachkommen. Darüber hinaus braucht das Kind die menschliche Beziehung zum Überleben.
Eine sichere Bindung ist die Basis, um Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, äußere Ereignisse kontrollieren zu können, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Sie bleibt immer ein Rückzugsort für Trost und Beruhigung bei äußeren Schwierigkeiten, auch im Erwachsenenalter.
Durch sichere Bindungserfahrungen entwickeln sich Feinfühligkeit, Gedächtnis, das Selbst, Leistungsfähigkeit und Selbstregulation.
Heilsame Bindungen sind wachstumsorientiert, ermutigend, verlässlich, fördern Individualität und den Gemeinschaftssinn. Kinder, Jugendliche und Erwachsene erleben Autonomie und sichere Bindung.
In der Traumatisierung erlebt der Mensch einen tiefen Vertrauensverlust gegenüber den eigenen Kräften. In gleicher Weise wird aber auch das Vertrauen in die Welt – als sicherer und schöner Ort – und in andere Menschen, die Schutz bieten sollen, erschüttert.
Wir als Fachkräfte können der sichere Hafen sein, indem wir verlässliche, aufrichtige und respektvolle Beziehung - Bindung - anbieten und "leben". Dadurch können frühe, negative Bindungserfahrungen korrigiert werden und Vertrauensfähigkeit, sowie ein sicheres Bindungsverhalten kann sich dann wieder neu entwickeln.
Wenn wir in unsicheren, konfliktreichen und wenig liebevollen Beziehungen leben, sind wir nicht nur unglücklich, sondern wir können dann auch nicht lernen und uns weiterentwickeln. "Bindungssicherheit ist die Grundlage für erfolgreiches Lernen!" (Brisch)
Somit stehen die Beziehungen & Bindungen für uns an erster Stelle - die, die wir innerhalb von Familien sehen dürfen und stärken wollen, ebenso wie die, die wir anbieten, um erfolgreich miteinander arbeiten zu können.
"Wer sich weiterentwickeln will, müsste in Beziehungen denken und in Beziehungsfähigkeit investieren. Das ist das Geheimnis der Kunst des miteinander und aneinander Wachsens!"
(Gerald Hüther).
WIR ...
... wollen die Zusammenhänge verstehen.
... sind konsequent wertschätzend.
... haben aufrichtiges Interesse am Menschen.
... gehen auf Spurensuche.
... begleiten und unterstützen in allen Höhen und Tiefen.
... bieten ein Pflaster für Wunden auf der Seele an.
... sind gleichermaßen respektvoll & auch kritisch.
... zeigen neue Wege auf.
... bringen eine volle bunte Tüte an Ideen & neuen Impulsen mit.
... feiern gemeinsam die Erfolge!
... sind der "sichere Hafen".
Wir arbeiten nach dem Konzept des guten Grundes (P. Moor), welches sich neben dem Grundsatz "Erst verstehen - dann handeln!"
an folgenden Aussagen orientiert:
1. Menschen verhalten sich immer aus ihren Bedürfnissen heraus.
2. Hinter jedem Verhalten steckt eine gute Absicht.
3. Symptome werden traumaspezifisch verstanden.
Eine positive Motivation von Menschen ist vor allem dann möglich, wenn sie Erfahrungen auf folgenden Ebenen machen:
1. Erleben von Autonomie:
"Ich kann etwas entscheiden!"
2. Erleben von Kompetenz:
"Ich kann etwas bewirken!"
3. Erleben von Zugehörigkeit:
"Ich gehöre dazu und werde wertgeschätzt!"
"Trauma ist möglicherweise die am meisten angefochtene, verharmloste, verleugnete, missverstandene, und nicht behandelte Ursache für menschliches Leiden."
(Peter A. Levine)
Trauma ist im pädagogischen und psychologischen Alltag als Wunde zu verstehen - eine Verletzung der Psyche durch einen seelischen Schock - immer verbunden mit einer existenziellen Lebensbedrohung. Genau wie bei körperlichen Verletzungen braucht es auch hier eine entsprechende Versorgung. Bei einer verletzten Psyche gibt es ebenfalls Anzeichen und Symptome, die nicht immer leicht zu erkennen sind.
Wir versuchen mit unserer "Spezialpädagogik" eine Art Pflaster zu sein und anzubieten - für die zunächst nicht offen sichtbare Wunde und Verletzung der Psyche. Dabei ist die Traumapädagogik vor allem eine Pädagogik der Selbstbemächtigung. Sie fördert und aktiviert die gesunden Selbstheilungskräfte.
Wenn Kinder und Jugendliche aufgrund ihres "auffälligen" und "störenden" Verhaltens als "Problemfälle" beschrieben werden, dann versucht Systemische Traumapädagogik die Motivation dieses besonderen Verhaltens zunächst einmal zu verstehen. Negative Verhaltensweisen werden auch auf Probleme und Konflikte innerhalb eines Systems zurückgeführt. Die Person wird als "Symptomträger" bezeichnet. In unserer Arbeit wird das Verhalten nicht als Störung angesehen, sondern vielmehr als zunächst beste Lösung für das aktuelle Problem.
Wir gehen in unserem Alltag davon aus, dass Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen (auch von Eltern und anderen erwachsenen Bezugspersonen) oftmals zurückzuführen sind auf frühkindliche (Bindungs-) Traumatisierungen.
Wir verstehen diese Verhaltensauffälligkeiten als Notfallreaktion - als Symptome und als Überlebensstrategien.
Systemische Traumapädagogik zielt darauf ab, Anregungen in ein (Familien-)System zu geben, das dadurch in Bewegung kommt und eigene Handlungs- und Lösungsstrategien entwickeln kann.
Traumapädagogische Angebote sollen Kindern und Jugendlichen (und auch Erwachsenen) dabei helfen, ein neues Selbstverständnis und Selbstvertrauen zu entwickeln: "Ich bin gut so wie ich bin!" und "Das, was mir passiert ist, war falsch und verrückt!"
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